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Historie

Der Jägerlehrhof Jagdschloss Springe

Der Jägerlehrhof Jagdschloss Springe ist seit nunmehr 50 Jahren die zentrale Aus- und Weiterbildungsstätte der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. Die Landesjägerschaft Niedersachsen bietet Jägern und Naturinteressierten mit dem Bildungszentrum in Springe nicht nur einen Ort der jagdlichen Weiterbildung sondern auch die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit anderen Jägern aus ganz Niedersachsen.

Der Jägerlehrhof befindet sich seit 1967 als älteste Einrichtung seiner Art in den traditionsreichen Räumen des Jagdschlosses Springe. Die höchst wechselhafte Geschichte des Jägerlehrhofes, dem jeweiligen jagdlichen und wissenschaftlichen Zeitgeist angepasst, ist untrennbar mit der wesentlich weiter zurückliegenden Geschichte des Sauparks bei Springe verbunden.

Saupark und Jagdschloss

Im Mittelalter (ab Ende des 12. Jahrhunderts) wurde Springe Stammsitz der Grafen Hallermunt (Grafschaft). Relikt aus dieser Zeit ist die Bezeichnung „Hallermuntskopf“ für einen vorgelagerten Bergkegel oberhalb des heutigen Jagdschlosses, auf dem früher die Burganlage der Grafen stand. 1411 fiel die gesamte Grafschaft einschließlich Springe an die Calenberger Welfen und gehörte damit zum Herzogtum Calenberg, dem späteren Kurfürstentum Hannover. 1714 erbte der Welfe Georg I. den englischen Thron und begründete damit die 123jährige Personalunion zwischen Großbritannien und dem Kurfürstentum Hannover. Ab 1814/15 (Wiener Kongreß) erhielt das Kurfürstentum Hannover die Rangerhöhung zum Königreich. Mit der Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen 1866 gehörte Springe und der schon erbaute Saupark samt Jagdschloss zum preußischen Staat. Seit 1946 gehört das Gebiet zum Land Niedersachsen.

Aufgrund der Nähe zur Residenzstadt Hannover gewann das Waldgebiet am Kleinen Deister zur Zeit der Welfenherrschaft zunehmend Bedeutung als Hofjagdrevier. Begleitet wird die Geschichte des Mauerparkbaus von einem zu damaliger Zeit ungewöhnlichen Vorgang:

Der Amtmann Wedemeyer, dessen landwirtschaftliche Flächen an das Waldgebiet am Kleinen Deister angrenzten, klagte 1779 gegen den Kurfürsten, weil er gegen die enormen Wildschäden auf seinen Flächen mit jagdlichen Mitteln selbst nichts unternehmen durfte. Der Prozess dauerte 46 Jahre und endete mit dem Zuspruch von Schadensersatz für die Familie Wedemeyer, der so hoch ausfiel, dass sie davon ein Gut in Pommern erwerben konnte.

Dieser Streit zeigt die gegensätzlichen Interessen der Landesherren (Hege eines Wildbestandes, der in erster Linie dem Landesherrn ein großes Vergnügen an der Jagd ermöglichen sollte) und der Bauern (Reduzierung der enormen Wildschäden durch herrschaftliches Wild) zu dieser Zeit. Um diesen Interessenkonflikt auszuräumen, entschied sich 1834 das Haus der Welfen zur Einfriedung der zusammen etwa 1600 ha großen Reviere Springe und Altenhagen. Neben der Vermeidung von Wildschäden auf den umliegenden landwirtschaftlich genutzten Flächen dürften aber auch die Versorgung der Hofküche, die Erfüllung von gesellschaftlichen Verpflichtungen und nicht zuletzt die Freude an der ungestörten Jagd ausschlaggebend für den Mauerparkbau gewesen sein.

Parallel zum Bau der 16,3 km langen und 2,20 m hohen Sauparkmauer (Bauzeit von 1836 bis 1839) begann in den Jahren 1838 bis 1842 die Errichtung des „Königlichen Jagdhaus am Saupark“.

Die Planung und Ausführung waren Aufgabe des Landbau-Inspektors Georg Ludwig Comperl (1797 – 1859). Der weitaus bekanntere Hofbaurat Georg Ludwig Friedrich Laves (1788 – 1889) wirkte bei der Planung mit und hatte erheblichen Anteil an der Ausgestaltung der klassizistischen Innenräume. Das ursprüngliche Speisezimmer trägt immer noch seinen Namen (Lavessaal)Das Jagdschloss entstand als zweigeschossiger Bau, wobei das Obergeschoss kaum als eigenes Geschoss in Erscheinung trat (vgl. Abb. 1). Das Hauptgeschoss beherbergte die Versammlungsräume, die Wohnung des Königs sowie die Gästezimmer. Im Obergeschoss waren weitere Räume für Gäste und Personal der Hofjagden untergebracht. Die ersten Planungen der repräsentativen Bauanlage sahen einen beherrschenden Mittelbau mit im Osten und Westen zwei flankierenden Seitengebäuden vor. Zu Hannoverscher Zeit wurde aber nur das östliche Seitengebäude als Wohnung des Jagdverwalters fertiggestellt. Dahinter entstand etwa um 1840 noch ein Stallgebäude (Marstall), das heute als rustikal eingerichteter Versammlungsraum für Veranstaltungen aller Art genutzt wird.

Zur Zeit preußischer Herrschaft erhielten die Kaiserjagden im Saupark eine große politische und diplomatische Bedeutung. Die dadurch benötigten zusätzlichen Unterbringungsmöglichkeiten wurden durch den Bau des westlichen Seitengebäudes (1875) dem heutigen Forstamt als Gästehaus und durch die Aufstockung des Mittelbaus (1889) um ein Ober- und Mansardengeschoss (siehe Abbildung 2) geschaffen. Außerdem wurde 1877 der Anbau des Kaisersaals als neuer Speisesaal samt darunterliegender Küche durchgeführt. 1898 wurde dann noch hinter dem westlichen Seitengebäude ein Verwalterwohnhaus angebaut. Die letzte preußische Kaiserjagd fand im November 1912 statt. Gast war unter anderem der 1914 in Sarajevo ermordete Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich Außerdem war der Schriftsteller Hermann Löns als Berichterstatter (Redakteur) des „Hannoverschen Kurier“ vor Ort und hat seine Erlebnisse bei der Jagd in „Mein grünes Buch“ beschrieben.

Die Sauparkmauer und das Jagdschloss stehen heute unter Denkmalschutz. Die Sauparkmauer gilt sogar als längstes Denkmal Niedersachsens. Seit 1954 ist der gesamte Mauerpark außerdem Naturschutzgebiet. Die Mauer ist aber nicht wie man annehmen könnte ein Baudenkmal, sondern genau wie die auf die Hauptachse des Schlosses ausgerichtete Zufahrtstrasse, die bereits 1858 angelegte Kaiserallee, ein Naturdenkmal.

Zwischen den Weltkriegen wurde das Schloss zum Kinderheim umfunktioniert. Nach 1933 wurde der Saupark „Staatsjagdrevier“ und das Kavalierhaus (jetziges Forstamt) diente zur Unterbringung von Jagdgästen des Reichsjägermeisters Hermann Göring, der allerdings insgesamt nur sechs mal in Springe jagte. Nach dem II. Weltkrieg war es Krankenhaus für den damaligen Landkreis Springe.

Der Jägerlehrhof Jagdschloss Springe 

Um 1600 entstanden an vielen europäischen Fürstenhöfen sogenannte Jagdhöfe als Lehrstätten für waid- und vor allem hirschgerechtes Jagen und als Hüter von jagdlichem Brauchtum. Die Urzellen des Königlich Hannoverschen Jägerhofes bildeten der „Jägerhof zu Hannover auf dem Stapel“ und der „Herzoglich Celle-Lüneburgische Jägerhof“. Beide Jägerhöfe wurden 1771 am Standort Hannover vereinigt und dienten als Ausbildungsstätte für die welfische Hofjägerei. Nach der Annexion des Königreichs Hannover 1866 durch Preußen wurde dieser Jägerhof 1868 aufgelöst. Das Jägerhofgebäude im Georgengarten in der Nähe des Königsworther Platzes wurde 1945 bei der Bombardierung Hannovers im II. Weltkrieg vollkommen zerstört. Heute befindet sich dort das Studentenwohnheim der Technischen Universität. Vom alten Jägerhof ist nur noch die alte Kastanie im Innenhof stehen geblieben. Niemand dort ahnt etwas von der einstigen Bedeutung.

Die ersten Pläne für einen Jäger(lehr)hof im Jagdschloss Springe wurden bereits 1936 durch Mitarbeiter des Reichsjagdamtes Berlin entwickelt. Der Kriegsausbruch verhinderte aber den notwendigen Umbau und die Einrichtung des Jägerlehrhofes im Jagdschloss Springe.

Von 1918 bis 1962 wurde das Jagdschloss hauptsächlich zweckentfremdet als Lazarett, Kinderheim und Krankenhaus genutzt (vgl. Tabelle 1). 1961 kurz vor der Auslagerung des Krankenhauses stellte man erste Überlegungen über die weitere Zukunft des Jagdschlosses an. Stimmen aus der Jägerschaft forderten eine „jagdliche“ Nutzung. Das Land Niedersachsen, vertreten durch die Landesforstverwaltung und die Landesjägerschaft, einigten sich 1963 darauf, das Schloss „...zur Erfüllung jagdlicher Aufgaben zu verwenden“ (Original Zitat aus dem Vertrag über das Jagdschloss Springe). 1965 bis 1967 erfolgte dann die dringend notwendige Renovierung (siehe Abbildung 4). Seitdem beherbergt das Hauptgebäude im Erdgeschoss das „Museum für Natur – Jagd – Kultur“ unter Regie der Landesforstverwaltung. 1988 bis 1993 erfolgte bei einer sorgfältigen Restaurierung der Räume die Wiederherstellung der Wand- und Deckenmalereien.

Im 1. (Unterrichtsräume) und 2. Obergeschoss (Unterkünfte für die Lehrgangsteilnehmer) wurde der eigentliche Jägerlehrhof Jagdschloss Springe untergebracht. Im Keller unterhalb des Kaisersaals wurde die Küche samt Wirtschaftsbetrieb ausgebaut und renoviert. Die Inneneinrichtung der Lehrräume und der Unterkünfte führte der Träger des Jägerlehrhofes, die Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. ,aus. Zum besonderen Serviceangebot für alle Teilnehmer von mehrtägigen Veranstaltungen gehört die Vollverpflegung aus der schlosseigenen Küche sowie die direkte Unterbringungsmöglichkeit im Jagdschloss unter dem Motto „Schlafen in des Kaisers Bett“.

 Am Hubertustag (03.11.) 1967 – knapp ein Jahrhundert nach Schließung des Hannoverschen Jägerhofes - erfolgte die offizielle Einweihung durch den damaligen Niedersächsischen Landwirtschaftsminister Wilfried Hasselmann, den DJV Präsidenten Egon Anheuser und den Präsidenten der LJN Dr. Wilhem Pleister vor über 250 Gästen.

Danach begann der eigentliche Lehrbetrieb mit den unterschiedlichsten Lehrgängen. Von der Schulung der Berufsjäger und Jagdaufseher über Seminare für Funktionsträger der Jägerschaften bis hin zum Lehrgang für die jagdlich interessierten Damen reicht das Angebotsprogramm des Jägerlehrhofs. Die ersten Bewährungsproben hatte der Jägerlehrhof allerdings bereits vor der Eröffnung mit dem vom DJV abgehaltenen Berufsjägerlehrgang (14.08. – 09.09.1967) und dem Lehrgang für Hilfsjäger (12. – 14.09.1967) bestanden. Schon 1969 wurden 19 Fachlehrgänge und 63 Sonderveranstaltungen im Jägerlehrhof durchgeführt.

Der Eingang zum Jägerlehrhof liegt auf der Rückseite des Jagschlosses. Für den theoretischen Unterricht steht ein Unterrichtsraum der durch eine Trennwand zu zwei Räumen umgebaut werden kann und eine Lehrmittelsammlung zur Verfügung. Für den praktischen Unterricht dient das Gelände an der Kaiserallee dem Lehrhof als Lehrpfad. Auf diesem ca. 1,5 ha großen Jagderlebnispfad, direkt gegenüber dem Jagdschloss gelegen, sind aktuell jagdliche Einrichtungen und Exponate zu den Themenschwerpunkten

·         Reviereinrichtungen

·         Anschusskunde

·         Fallenjagd

·         Baujagd

zu finden. Bis 1983 bestand zusätzlich noch ein Lehrrevier, das zunächst in Völksen und auf Flächen der ehemaligen Domäne Springe, später dann im Hallerburger Holz, untergebracht war.

Pro Jahr finden zwischen 20 und 40 mehrtägige Veranstaltungen am Jägerlehrhof statt. Seit 2005 ergänzt ein gesondertes Tagesseminarprogramm mit jagdpraktischen, jagdpolitischen und wildbiologischen Themen das Weiterbildungsangebot. Dazu kommen noch diverse Tagesveranstaltungen auf dem Jagderlebnispfad, so dass im Jahr über 1000 Teilnehmer das Veranstaltungsangebot des Jägerlehrhofes Jagdschloss Springe in Anspruch nehmen.

Die Inhalte des Lehrangebotes sind seit je her an die Notwendigkeiten und Ansprüche der jeweiligen Zeit angepasst und unterliegen daher einem steten Wandel. Natürlich spielten die Präferenzen der jeweiligen Hauptverantwortlichen am Jägerlehrhof und des Präsidiums der Landesjägerschaft ebenso eine gewichtige Rolle.